Neuseeland, 3. Teil

Hi there,

lang ist´s her, dass wir uns zuletzt gemeldet haben – und dementsprechend viel haben wir in der zwischenzeit auch erlebt! Jetzt sitze ich wirklich in unserem häuschen, ein kaminfeuer im hintergrund, und schaue hinaus auf ein großes „inlet“, eine art lagune, die sich im abendlicht spiegelt… grauslich…J
aber der reihe nach: 


die berühmte bay of islands, eine riesige bucht mit mehr als 150 inseln verschiedenster größen, hat auch uns wieder begeistert: nach der endlosen weite des 90 mile-beach und der wilden, herben schönheit der einsamen küstenlandschaften im northland muten die üppig blühenden gärten, die obstplantagen und die gepflegten häuser dieser lieblingsferiengegend der kiwis schon fast zu schnuckelig an… buchten gibt es viele, wunderschöne blicke, auch viele strände – kein wunder, dass traumhafte häuser der luxusvariante sprießen wie die schwammerln, da hat sich in den letzten 10 jahren doch einiges getan. Wer sich´s leisten kann, kauft sich natürlich gleich ein eigenes inselchen – die letzte, die zum vekauf stand, ging angeblich innerhalb von 24h um schlappe 20 millionen (!) euro an einen bedürftigen aucklander, der sich, wie berichtet wird, im sommer mit seinen ebenso ärmlichen freunden helikopter-wettrennen über der bay liefert… auch das ist neuseeland, wenn auch zum glück eher nicht der dominierende teil! Wir haben jedenfalls unseren eigenen „thrill“ gehabt: im schnellboot auf delphinsuche mit einem darauf spezialisierten unternehmen und lifelong sighting guarantee: wenn heute kein delphin, dann halt morgen! Bei uns war´s heute, und gleich zweimal: die crew entdeckt die tiere schon in großer entfernung, bei uns hat´s ein bissl länger gedauert, aber dann waren sie da: eine schule von ca 20 bottle nose dolphins, das sind die echten flipper aus dem fernsehen, silbrig glänzend und mit sympathischem grinsen, die neugierig ums boot schwimmen. Echt aufregend! Die kerle sind ja ununterbrochen in bewegung, tauchen mal hier, mal da auf, dann unter dem boot durch… jo und ich hatten eventuell „schwimmen mit delphinen“ gebucht, waren uns aber nicht sicher, ob wir uns wirklich ins 15 grad warme wasser J wagen sollen – die entscheidung wurde uns abgenommen, da junge tiere dabei waren, und dann ist schwimmen verboten. (mir ist ehrlich gesagt eh ein stein vom herzen gefallen – die tierchen sind immerhin bis zu 3m lang, ein schnapper mit der flosse und du machst unfreiwillige akrobatik!). zum abschied sind die flippers dann noch in der bugwelle gesprungen – ein traumhafter anblick! Und kurz darauf nocheinmal: eine große schule von common dolphins, die wesentlich kleiner und schwarz-weiß sind, dafür aber in schulen von bis zu 200 tieren unterwegs sind. Da wurlt es richtig! Die kinder waren absolut begeistert – und wir auch! Seither sind bücher über delphine und wale ganz oben auf der hitliste…
Schweren herzens haben wir uns dann vom northland verabschiedet und sind richtung süden aufgebrochen, wo ein weiterer höhepunkt wartete: die thermalregion um rotorua. An wenigen orten auf der welt gibt es so vielfältige vulkanische erscheinungen auf engstem raum: geysire, bunte sinterbecken, dampfende klippen, brodelnde seen in verschiedenen farben und blubbernde schlammpools. Letztere waren die favoriten der kinder – sind auch echt genial, große schlammig-graue flächen, wo sich an vielen stellen gleichzeitig blasen mit einem durchmesser von bis zu einem meter bilden, die dann mit einem satten „blubbb“ zerplatzen (ja, ihr habt recht – das sind die, wo man 100 mal abdrückt und dann doch nix am foto hat J). Recht angetan waren wir auch von lady knox: mitten im nirgendwo ein kleines „amphitheater“ mit im halbkreis angeordneten holzbänken, die täglich um punkt 10h von touristen gestürmt werden. Alles starrt gebannt auf den mittelpunkt: ein recht unscheinbarer ca 1m hoher kleiner weiß-bunter krater, aus dem es zart herausdampft. Und dann passiert - nix. Timi fragt alle zwei minuten, wann es denn endlich losgeht… endlich der große auftritt: ein ranger betritt die szene, erklärt kurz den geologischen hintergrund, und schüttet feierlich ein paar seifenflocken in den krater, um sich dann dezent zu entfernen. Die spannung steigt… leises blubbern wird hörbar, dann beginnt weißer schaum herauszuquellen (jo: das soll alles sein??) – und dann plötzlich großes ah und oh, als sich innerhalb weniger sekunden eine fontäne von bis zu 15m bildet! Tausende fotos werden geschossen, lady knox mit und ohne touristen, vorzugsweise kommt der geysir dann am foto direkt aus dem kopf des opfers (jaja, von mir gibt es auch so eines J).
Rotorua hat aber noch mehr zu bieten – in ermangelung von historischen attraktionen sind die kiwis in sachen entertainment kaum zu schlagen! Da kann man sich an allen möglichen seilen irgendwo hinaufschießen oder runterfallen lassen, mit den seltsamsten objekten fliegen, alle arten von verrückten zwei- und vierrad-aktivitäten unternehmen oder – besonders attraktiv – sich in einem großen hohlen gummiball, der mit etwas wasser gefüllt wird, über einen steilen hang hinunterrollen lassen – mit oder ohne kurven, je nach wunsch. Wir hätten das natürlich alles ausprobiert, wenn… es nicht so teuer wäre J! Unser highlight war zwar im endeffekt auch nicht billig, aber wirklich ein traum: in einem naturpark läuft ein kiwi-aufzucht-programm, da die lieblingstiere der neuseeländer mittlerweile akut vom aussterben bedroht sind – die flugunfähigen tiere fallen zumeist hunden oder anderen europäischen „importen“ wie hasen oder oppossums zum opfer und sind als nachtaktive, äußerst scheue tiere in freier wildbahn kaum mehr zu entdecken. Im „kiwi-encounter“ kann man erwachsene tiere aus nächster nähe sehen – und auch kiwi-eier im brutkasten! Wir hatten ein mega-glück und konnten durch die glasscheibe einem kiwi beim schlüpfen zuschauen – ein echter kampf, das verwuzelte kleine viecherl war dann völlig fertig… in unserer begeisterung haben wir uns gleich als „paten“ gemeldet und eine spende von 50 € für die weitere betreuung des kleinen dagelassen, der dann nach 1 jahr in jenes gebiet zurückgebracht wird, wo ein ranger zuvor dem brütenden kiwi-papa (sehr emanzipiert! Die mama ist wohl aufgrund der gewaltigen größe des eis für nix mehr zu gebrauchen) das ei gestohlen hatte. Damit steigt die überlebenschance der jungtiere gewaltig. Für uns jedenfalls ein ganz tolles erlebnis, von dem die kinder auch immer wieder erzählen – und mittlerweile ist zuhause in weiz auch schon das „patenzertifikat“ mit porträt unseres patenkindes eingetroffen!
Von rotorua ging es dann zu den großen vulkanen der nordinsel im tongariro-nationalpark. Nachdem ich den kindern schon lange von den großartigen bergen erzählt hatte und man in allen museen ganz tolle interaktive ausstellungen über vulkanische aktivitäten findet, war die enttäuschung zuerst groß: windzerzauste hochebenen, nebelschwaden, eine dicke wolkendecke, und zu guter letzt leichtes schneegraupeln – alles, nur kein vulkan! Doch plötzlich war er da: ruapehu, schneebeckt und mächtig – und ganz friedlich… schwer vorstellbar, dass vor wenigen jahren erst der letzte größere asche-ausbruch stattgefunden hat. Doch wenn man dann bei der zufahrt zum vulkan-schigebiet als allererstes die verstellbare tafel mit dem grad der aktuellen vulkanischen aktivität sieht und dann auch noch überall die verhaltensregeln bei vulkanausbruch angeschlagen sind, muss man´s wohl glauben! Imposant stehen die vulkane über der hochebene – zwei von ihnen wunderschöne kegel mit schneebedecktem rand wie im bilderbuch…überall könnte, ja müsste man länger bleiben – es gäbe wunderschöne wanderwege, und die kinder sind mittlerweile auch schon recht begeisterte wanderer – aber die südinsel ruft, wir haben den einzug in unser vorübergehendes domizil eh schon um zwei wochen verschoben, und die schule beginnt auch schon bald. Durch wunderschöne flusstäler mit idyllischem grünem farmland, durchsetzt mit riesigen alten bäumen und besiedelt von ganz wenigen farmern und ganz vielen schafen und rindern fahren wir weiter nach wellington, wo wir uns einen tag lang großstadtluft um die nase wehen lassen. Die „windy city“ macht ihrem namen alle ehre! Highlight ist die rote zahnradbahn (jo!) und das einmalige te papa-museum, in dem man mit kindern wochen verbringen könnte – verschiedenen themenausstellungen, eine begehbare neuseelandkarte und viele knöpfe zum drücken! Auch das fahren im öffentlichen bus ist ein abenteuer – timi sitzt am liebsten in der ersten reihe, wo er jeden handgriff genau beobachtet, um dann in unserem wohnmobil einen möglichst authentischen busfahrer spielen zu können. Am wichtigsten ist natürlich das kassieren!
Bei heftigem wind, der uns zeitweise fast vom deck bläst, trägt eine fähre unseren macbritzi (so getauft von jonathan) und uns vier auf die südinsel, wo wir leicht zerrupft und ziemlich aufgeregt ankommen – schließlich sollen wir in kürze unser häuschen zum ersten mal live (und nicht nur über google earth) sehen!
In selbigem sitze ich also jetzt und denke mir, wenn ich jetzt nicht aufhör zu schreiben, dann macht nächstes mal gar keiner mehr den anhang auf. Also hör ich jetzt auf - wo´s am spannendsten ist…
Bis zur nächsten folge, wo es dann um unseren geborgten kiwi-alltag mit wohnen, schule und vielen einblicken in das leben hier gehen wird. Nur soviel sei verraten: J J J
See ya
Heikiii, hörbört, tschonasn and timou